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 Interview mit Havoc

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BeitragThema: Interview mit Havoc   Interview mit Havoc I_icon_minitime14.02.15 23:39 © Architekt

Havoc: Für gewöhnlich konnte mich nicht viel aus der Ruhe bringen. Aber Hacon’s Nachricht, dass es in der Jefferson Market Branch Library das Hauptwerk von Johannes Sleidanus in der ursprünglich lateinischen Fassung leihweise geben sollte, ließ mich komplett aus der Fassung geraten. Mein Bruder hatte für mich einen Termin am Nachmittag vereinbart. Ich durfte es mir ansehen. Dementsprechend aufgeregt betrat ich Punkt 15 Uhr die Bibliothek in Greenwich Village. Zielsicher steuerte ich den Benutzerservicebereich an, hinter dem eine ältere Dame saß, die hochkonzentriert auf einen Monitor starrte. Um sie nicht unnötig zu erschrecken, dämpfte ich meine Stimme, stellte mich namentlich vor und gab mein Anliegen preis. Und doch zuckte sie zusammen, als sie zu mir aufblickte. Nachdem sie sich einigermaßen gefangen hatte, erklärte sie mir, dass da wohl ein Irrtum vorliegen müsse. Dieses Buch hat es und wird es auch nie in dieser Bibliothek geben. Sie bedauerte zutiefst, dass sie mir nicht weiter helfen konnte und widmete sich wieder ihrer Arbeit. In mir arbeitete es ohne Unterlass und ich fragte mich, was Hacon mir da für einen Mist erzählt hat, als ich von einer Frauenstimme aus meinen Gedanken gerissen wurde.

Nellie Blair: „Mister MacKendra?“

Havoc: Ich drehte mich zu der Stimme um und sah auf ein hübsches Gesicht hinab.

Nellie Blair: Zwillinge, ging es mir sofort durch den Kopf, als sich der riesige Mann mit den schwarzen, ellenlangen Haaren mir zuwendete. Und im ersten Moment sah ich vollkommen verunsichert und ängstlich zu ihm hinauf. Sie waren nicht nur Brüder, sie waren dazu auch noch eineiige Zwillinge. Nur, dass dieser hier wesentlich bedrohlicher und Furcht einflößender aussah, als sein Bruder.

Havoc: „Will wer wissen?“, knurrte ich die Frau regelrecht an, was mir genau in dem Moment schon wieder leid tat. Schließlich konnte sie rein gar nichts für den Grund meiner derzeitig schlechten Laune.

Nellie Blair: „Ich…ich…mein Name ist Nellie Blair. Wir beide sind hier zu einem Interview verabredet.“, stammelte ich. „Ihr Bruder hat diesen Termin vereinbart.“

Havoc: „Interview?“, und sah sie dabei ungläubig an.

Nellie Blair: „Ja. Ihr Bruder hatte vorgestern eines mit mir und er war der felsenfesten Überzeugung, dass Sie sich freuen würden, wenn ich Sie ebenfalls interviewen würde.“, erwiderte ich mit weit aufgerissenen Augen.

Havoc: Jetzt machte es Klick bei mir. Mein Bruder, das Arschloch, wusste zu 100 Prozent, dass ich so einem Affentheater niemals zugestimmt hätte. Wie also lockte man seinen Geschichtsfanatiker von Bruder zu einem Interview? Richtig, man erzählte ihm einfach, dass in einer der besten Bibliotheken der Stadt eine absolute Buchrarität kurzzeitig einzusehen wäre. Mal abgesehen von meiner Riesenenttäuschung, hatte Hacon sich scheinbar nicht eine Sekunde darüber Gedanken gemacht, dass ich mich hier komplett zum Vollidioten gemacht hatte. Na warte, kleiner Bruder, das zahle ich dir heim, mit Zins und Zinseszins, ging es mir durch den Kopf. Er würde in Bälde sein geliebtes Motorrad, natürlich wenn es fertig restauriert war, auf dem Grund des Hudson River wieder finden. Nachdem ich ihm allerdings vorher ordentlich die Fresse poliert habe. Aber nun war ich hier und das zarte Persönchen vor mir sah mich erwartungsvoll aus ihren großen, blauen Augen an. Ich konnte ihr ja nun schlecht erzählen, dass Hacon mich mächtig reingelegt hatte, damit ich überhaupt hier auftauchte. Zum einen würde das immens meinen Stolz verletzen und zum anderen behandelte ich Frauen grundsätzlich respektvoll.

Nellie Blair: „Nun, wie dem auch sei. Ich danke Ihnen auf jeden Fall schon mal, dass Sie sich Zeit für mich nehmen. Wollen wir uns setzen? Da drüben vielleicht?“

Havoc: Ich versuchte meine Wut halbwegs unter Kontrolle zu bekommen, nickte ihr kurz zu und folgte dann wortlos. Wir setzten uns an einen Tisch, etwas weiter entfernt von den anderen. Schließlich waren wir hier in einer Bibliothek, da war Sprechen nicht so gerne gesehen. Deswegen war das auch einer meiner Lieblingsorte. Ich legte meine Unterarme auf den Tisch, verschränkte die Finger ineinander und beobachtete, wie die Frau ihre Unterlagen vor sich ausbreitete und ein kleines Gerät bediente.

Nellie Blair: „Können wir beginnen?“, flüsterte ich etwas zum Diktiergerät gebeugt.

Havoc: Ich nickte.

Nellie Blair: „Fein. Die erste Frage lautet: Sind Sie die Lieblingsperson von jemandem?“

Havoc: Stirn runzelnd sah ich sie an. Was war das denn für eine Frage? Ich hatte eine vage Vermutung, wie der weitere Verlauf dieser Befragung aussehen würde. Innerlich rief ich mich zur Ruhe und atmete tief ein. Auch das hier würde vorbei gehen.
„Aye.“, grummelte ich.

Nellie Blair: „An welche zwei Menschen denken Sie in letzter Zeit häufig?“

Havoc: „Keinen.“

Nellie Blair: „Was können Sie Ihrer Meinung nach besser als die meisten Ihrer Freunde?“

Havoc: Oh, Hacon, das wird wehtun. Sehr, sehr wehtun.
„Nichts.“
Ich hatte keine Freunde. Also konnte ich demzufolge auch nichts besser können als sie.

Nellie Blair: Und ich dachte ernsthaft, dass sein Bruder wortkarg war.
„Was machen Sie beruflich?“

Havoc: „Unterhaltungsbranche.“

Nellie Blair: „Was wollten Sie werden?“

Havoc: „Groß.“

Nellie Blair: Gut, die Frage, warum er es nicht geworden ist, hatte sich dann wohl erledigt. Wenn diesbezüglich jemand sein Ziel erreicht hatte, dann er.
„Neben Ihrem aktuellen Beruf: Welche Tätigkeit beherrschen Sie so gut, dass man Sie dafür bezahlen würde?“

Havoc: „Federführung.“

Nellie Blair: Was auch immer er jetzt damit meinte.
„Welche ist Ihre wichtigste Charaktereigenschaft in Bezug auf Ihren Beruf?“

Havoc: “Toleranz.”

Nellie Blair: „Können Sie sich besser mündlich oder schriftlich ausdrücken?“

Havoc: “Schriftlich.”

Nellie Blair: Oh, Wunder. Hätte ich auch glatt selbst drauf kommen können.
„Wären Sie gerne schlanker, beweglicher, ausdauernder oder kräftiger?“

Havoc: “Nein.”

Nellie Blair: „Ihre Lieblingsmedizin?“

Havoc: “Stille.”

Nellie Blair: Ach, tatsächlich.
„Etwas, wonach Sie süchtig sind?”

Havoc: “Milch.”

Nellie Blair: Ich konnte mir beim besten Willen ein Schmunzeln nicht verkneifen. Aber wie wurde immer behauptet: die Milch macht’s. Und wie sie es bei ihm gemacht hat. Ganze Arbeit hat sie da geleistet.
„Ein Geruch aus Ihrer Kindheit.“

Havoc: Ein kurzer Augenblick des Schmerzes kämpfte sich nach oben. Glücklicherweise sah die junge Frau gerade in ihre Unterlagen, so konnte ich ihn unbemerkt wieder hinunter schlucken.
„Wiesen.“

Nellie Blair: „Welches ist der Lieblingsplatz in Ihrer Wohnung?“

Havoc: „Schreibtisch.“

Nellie Blair: „Zwei Komplimente, die Sie oft hören.“

Havoc: „Ruhig und still.“

Nellie Blair: Die nächste Frage klang daraufhin schon wie blanker Hohn, aber ich stellte sie ihm dennoch.
„Welches bedeutet Ihnen mehr?“

Havoc: “Still.”

Nellie Blair: Nicht die kleinste Reaktion kam von meinem Gegenüber. Er beantwortete zwar stoisch meine Fragen, aber trotzdem hatte man den Eindruck, er war ganz woanders.
„Sind Sie bei Ihren Arbeitskollegen beliebt?“

Havoc: “Möglich.”

Nellie Blair: „Was können Sie aktuell am meisten gebrauchen: Ausdauer, Ruhe, Mut, Fantasie?“
Ich hätte da ja schon einen Favoriten, welche Antwort er gibt.

Havoc: “Ruhe.”

Nellie Blair: Ha, Strike.
„Worin unterscheidet sich Ihr heutiger bester Freund von dem aus Ihrer Kindheit?“

Havoc: “In nichts.”

Nellie Blair: „Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?”

Havoc: “Konversation.”

Nellie Blair: ...Wie Recht du doch damit hast...
“Was würden Sie gerne erlernen?”

Havoc: “Soziale Kompetenz.”

Nellie Blair: “Eine Person, die Sie gern besser kennen lernen würden. ”

Havoc: „Nein.“

Nellie Blair: „Eine Person, bei der Sie sich entschuldigen müssen.“

Havoc: „Nein.“

Nellie Blair: „Eine Person, der Sie vertrauen.“

Havoc: „Aye.“

Nellie Blair: „Eine Person, auf die Sie stolz sind.“

Havoc: „Aye.“

Nellie Blair: Ob ich nach dem Namen der jeweiligen Person fragen sollte? Ach, ich denke, dass wäre Perlen vor die Säue. Wenn er es hätte sagen wollen, dann hätte er das auch getan.
„Eine Reise, die Sie verändert hat.“

Havoc: „Alle.“

Nellie Blair: „Sie haben es gleich geschafft.“
Oder ich, wie man das auch sehen möchte.

Havoc: Der Anflug eines Lächelns huschte über mein Gesicht. Und dennoch konnte ich nicht behaupten, dass ich nicht froh über ein baldiges Ende sein würde.

Nellie Blair: Na, guck mal einer an. Seine Gesichtsmuskulatur funktioniert ja doch. Und das steht ihm auch noch.
„Welche Art Frau steht typischerweise auf Sie?“

Havoc: „Nicht die richtige.“

Nellie Blair: „Auf wen stehen Sie?“

Havoc: „Frauen.“

Nellie Blair: „Ein Wort, das Ihr Sexleben beschreibt.“

Havoc: „Befriedigend.“
Man brauchte nicht zwangsläufig einen Sexualpartner, um es befriedigend zu gestalten.

Nellie Blair: „Ist gerade die beste Zeit Ihres Lebens?“

Havoc: „Vermutlich.“

Nellie Blair: „Warum?“

Havoc: „Darum.“

Nellie Blair: „Sie sind befreit. Das waren alle Fragen.“
Ich packte meinen Kram zusammen und musterte ihn kurz. Sein Bruder hatte behauptet, dass er Freude daran haben würde, sich meinen Fragen zu stellen. Also wenn das sein Ausdruck von Freude war, dann mochte ich es niemals erleben, wenn er mal schlecht gelaunt oder gar wütend war. Man konnte nun nicht behaupten, dass Mister MacKendra unfreundlich war. Er war schlicht und ergreifend gar nichts. Noch nie in meinem bisherigen Leben hatte ich einen so derartig stoischen Mann getroffen. Unglaublich. Er und auch sein Bruder sahen weiß Gott zum Hinknien aus. Aber gutes Aussehen ist eben doch nicht alles. Wobei sein Bruder ja noch ging. Der war wenigstens noch etwas zugänglich.
Mit einem Lächeln erhob ich mich und war jetzt fast genauso groß wie mein Interviewpartner. Dieser saß allerdings noch.
„Mister MacKendra, ich bedanke mich noch einmal für Ihre erübrigte Zeit.“

Havoc: Ich erhob mich ebenfalls und versuchte mich erneut an einem Lächeln. Ob es funktionierte, keine Ahnung.
„Bitte, Miss Blair.“
Und da ich ja trotz alledem eine gute Erziehung genossen hatte, geleitete ich die Frau noch nach draußen, hielt ihr die Tür auf und verabschiedete mich. Jetzt wollte ich nur noch nach Hause, um dort meine eben erwähnte gute Erziehung zu vergessen und meinem geliebten Bruder ordentlich den Arsch aufreißen.
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