Micah Admin
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| Thema: Schneeweiß - Tiefschwarz - Blutrot (Tara Ann Tuula) 08.12.13 2:32 © Micah | |
| -Schneeweiß - Tiefschwarz - Blutrot- Eve ist eine ganz gewöhnliche junge Frau, die mit den Beinen fest im Leben steht. Sie weiß, was sie will und wie das Leben läuft. An Märchen glaubt sie schon lange nicht mehr. Das denkt sie jedenfalls, bis sie Adam kennen lernt. Männer waren ihr ja schon immer irgendwie ein Rätsel gewesen, aber Adam ist, was das angeht, noch eine Klasse für sich. Und während sie versucht, seine Geheimnisse zu ergründen, erkennt sie, dass es zwischen Himmel und Erde mehr Dinge gibt, als sie je geahnt hat, z.B. Dinge, die spitze scharfe Zähne haben und den Tod bringen. Und sie erkennt, dass Märchen möglicherweise nicht immer mit den Worten und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage enden ... |
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Micah Admin
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| Thema: Re: Schneeweiß - Tiefschwarz - Blutrot (Tara Ann Tuula) 08.12.13 2:41 © Micah | |
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-Leseprobe- Er sah mich aus seinen unglaublichen Augen an: „Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Ich finde deine Wohnung schön. Schön und warm – ein Zuhause. Ich ziehe klein und warm, groß und elegant vor.“ Ich erwiderte lächelnd: „Dann bist du wohl nicht wie die meisten.“ Ein kleines ironisches Lächeln erschien um seine Mundwinkel: „Du machst dir keinen Begriff.“ Ich hatte keine Ahnung was er mir damit sagen wollte. Männer – wer verstand sie schon? Adam sah sich meine Bilder an und schlenderte dann zum Bücherregal. Nach einer Weile drehte er sich um und sagte: „Du verfügst über keinerlei Selbsterhaltungstrieb.“ Ich runzelte verwirrt die Stirn: „Was?“ Er schüttelte den Kopf: „Wie kommst du dazu, einen völlig fremden Mann zu dir nach Hause einzuladen? Du kennst mich nicht. Ich könnte dich ausrauben.“ Ich starrte ihn an und musste dann lachen: „Ausrauben? Na dann mal zu. Viel Glück! Dein Auto ist mehr wert, als alles was man hier mitnehmen könnte. Wahrscheinlich ist sogar deine Uhr mehr wert, als alles was man hier klauen könnte.“ Er machte ein entnervtes Gesicht: „Gut, dann eben nicht ausrauben. Ich könnte dir Gewalt antun.“ Ich blinzelte und sah ihn an: „Gewalt antun? Wieso solltest du das tun? Ich glaube nicht, dass du es nötig hast irgendeiner Frau Gewalt anzutun, du musst sie dir wahrscheinlich eher mit Gewalt vom Leib halten.“ „Es gibt Leute, die tun anderen Gewalt an, misshandeln, quälen und töten sie nur weil sie es können oder weil es ihnen Spaß macht.“ Wie merkwürdig war dieses Gespräch bitte? Aber er schien das echt todernst zu meinen. Ich nickte schließlich ergeben und meinte: „Ich weiß, dass es solche Leute gibt aber du schienst mir einfach nicht… gefährlich.“ Er lachte auf und schüttelte mit dem Kopf: „Deine Naivität kennt wirklich keine Grenzen.“ Ich runzelte wieder die Stirn: „Was heißt das? Du beabsichtigst mir wehzutun und mich umzubringen?“ Er sah mich an und erwiderte leicht ärgerlich: „Natürlich nicht! Aber ich könnte es tun, wenn ich wollte. Und da draußen laufen andere herum, die nicht zögern würden das zu tun.“ Ich war total irritiert von dieser seltsamen Unterhaltung. Er deutete auf das Bücherregal: „Hier, du liest all diese Bücher über Monster und bist trotzdem so… fahrlässig.“ Ich sah auf meine Bücher: „Das sind Bücher über Vampire und Gestaltwandler - Fantasyliteratur. Und wie der Name Fantasy schon sagt, das hat nichts mit dem wirklichen Leben zu tun. Wenn ich daran glauben würde, würde ich mir Kreuze und Knoblauch ins Fenster hängen und einen silbernen Dolch in der Nachttischschublade haben, wenn du verstehst was ich meine.“ Wir blickten uns einen Moment stumm an und ich konnte sehen, dass er gerne noch etwas erwidert hätte aber er schwieg. Schließlich drehte er sich zum Fenster um, blickte hinaus auf die Straße und sagte: „Ich würde mich trotzdem besser fühlen, wenn du in Zukunft etwas vorsichtiger wärst und keine Fremden in deine Wohnung bittest.“ Ich wurde rot: „Es ist ja auch nicht so, dass ich das ständig mache, eigentlich ist es das erste Mal.“ Und das war die Wahrheit. „Ich fand dich eben nett.“ Er wandte sich wieder zu mir um, seine silberblauen Augen schienen mich zu hypnotisieren, anders konnte ich mir nicht erklären, wieso ich den Blick nicht abwenden konnte. „Ich finde dich auch nett.“ Einen Moment hatte ich den Eindruck er würde sich vorbeugen und mir einen Kuss geben aber da war wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken. „Hattest du nicht etwas von Wein gesagt?“ Ich nickte: „Entschuldige, du bringst mich ganz durcheinander.“ Aus der Küche holte ich den Rotwein, ein guter Tropfen, der für einen besonderen Anlass gedacht war. Die Tatsache, dass Adam hier war, schien mir durchaus besonders genug. Als ich mit Flasche und Öffner ins Wohnzimmer zurückkehrte, stand er sofort auf und nahm mir beides ab. Während er die Flasche mit Leichtigkeit öffnete, wo ich mir immer einen abbrach, holte ich zwei Gläser aus dem Schrank. Er goss den Wein ein und reichte mir ein Glas. Ich atmete das Bouquet ein und schloss genießerisch die Augen: „Schon der Geruch ist verführerisch und köstlich.“ Er sah mich an und erwiderte: „Oh ja.“ Einen Augenblick fragte ich mich, ob er den Wein oder mich meinte und fand mich selber albern. Ich machte eine Musical-CD an - das Phantom der Oper. Wir hatten in dem Cafe darüber gesprochen und sogleich waren wir wieder in ein Gespräch vertieft, ein Thema führte zum nächsten. Der Gesprächsstoff schien uns nie auszugehen. Irgendwann blickte ich auf die Uhr und stellte erschrocken fest, dass es bereits nach 4 Uhr morgens war. Verrückt, mit Adam schien ich wirklich immer jegliches Zeitgefühl zu verlieren. Aber es war auch einfach so schön mit ihm zu reden. Seine Stimme war dunkel und angenehm warm wie Samt, sein Blick so voller Interesse. Er vermittelte mir das Gefühl interessant und ganz besonders zu sein. Adam blickte nun ebenfalls auf die Uhr und sagte: „Du musst schlafen. Ich sollte gehen.“ Am liebsten hätte ich ihn gebeten dazubleiben aber irgendetwas sagte mir, dass er das ablehnen würde. Dafür war er zu… altmodisch. Komisch, dass man das über einen 21-Jährigen denken konnte. Ich seufzte und erwiderte ergeben: „Du hast Recht. Es war ein sehr schöner Abend.“ Er blickte mich auf seine ernste, intensive Weise an: „Ja, das war es. Vielleicht sehen wir uns mal wieder.“ Vielleicht sehen wir uns mal wieder? Na toll! Präziser ging es wohl nicht? Ich musste einfach fragen: „Wirklich? Sehen wir uns wieder?“ Adam lächelte und stand auf: „Ja.“ Ja? Er war wirklich ein Ausbund an Information. Zwinkernd meinte er: „Ich melde mich bei dir. Ich weiß ja jetzt wo du wohnst.“ Und ehe ich es mich versah, hatte er kurz seine Lippen auf meine gepresst und war zur Tür gegangen. Ich berührte verblüfft meine Lippen mit den Fingern und folgte ihm schließlich in den Flur. Er zog seine Jacke über und sah mir noch einmal in die Augen. „Träum was Schönes.“ Mit diesen Worten schloss er auch schon fast die Tür hinter sich und ich hatte keine Ahnung, ob ich ihn je wieder sehen würde. Ich lief schnell ins Wohnzimmer zum Fenster, um noch einen letzten Blick auf ihn werfen zu können aber er kam nicht heraus. Stirn runzelnd starrte ich mehrere Minuten auf die dunkle Straße. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, war ich direkt ans Fenster gerannt, er hingegen hatte noch durch den langen Flur und drei Stockwerke runter laufen müssen. Im Grunde war es unmöglich, dass er schneller gewesen war als ich. Ich seufzte. Nun, offenbar war es aber so, denn ich ging nicht davon aus, dass er die Nacht in unserem Hausflur verbrachte... |
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